"Universitäten funktionieren besser ohne direkte Eingriffe der Politik"

  19 März 2019    Gelesen: 766
"Universitäten funktionieren besser ohne direkte Eingriffe der Politik"

US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, per Dekret die Redefreiheit an amerikanischen Hochschulen sicherstellen zu wollen. Der akademische Leiter der Universität Chicago, Daniel Diermeier, hält das für einen Fehler.

Haydon Williams stand mit einem blauem Auge auf einer Bühne, wenige Meilen südlich von Washington D.C. Er schnappte sich das Mikrofon und behauptete, in den gesamten USA würden konservative Studenten auf dem Campus diskriminiert und schikaniert. Neben ihm stand Donald Trump.

Der US-Präsident hatte den konservativen Aktivisten Williams während seiner Rede auf der Jahreskonferenz der Konservativen, der "Conservative Political Action Conference" (CPAC), Anfang März auf die Bühne geholt. Williams hatte zuvor am 19. Februar auf dem Campus der Universität Berkeley in Kalifornien für die rechtskonservative Organisation "Turning Point" geworben. Dabei wurde er von zwei Personen angegriffen.

Der Vorfall wurde gefilmt. Zu sehen und zu hören ist, wie Williams von einer Person ins Gesicht geschlagen und als "Rassist" bezeichnet wird. Am 1. März nahm die Polizei den 28-Jährigen Zachary Greenberg vorläufig fest. Das Video hatte unterdessen in den USA große Aufmerksamkeit erregt. Williams gab dem konservativen Sender "Fox News" ein Interview, in dem er die Universität kritisierte, eine Kultur der Aggression gegen konservative Haltungen zu tolerieren.

Die Uni Berkeley verurteilte in einem Statement "jede Form von Gewalt und Schikane" und betonte, dass weder Opfer noch Tatverdächtiger zum Zeitpunkt des Vorfalls der Universität angehörten. Verschiedene Studentengruppen mit ganz unterschiedlichen Interessen hätten an diesem Tag auf dem Campus für ihre Ideen geworben. "Unser Bekenntnis zur Redefreiheit ist unerschütterlich" hieß es in der Mitteilung.

US-Präsident Trump griff das Thema dankbar auf: Auf der CPAC kündigte er ein Dekret an, das die Meinungsfreiheit an den US-amerikanischen Colleges und Universitäten schützen solle. Er wolle die Vergabe von Bundesmitteln davon abhängig machen, dass die "Free Speech" dort gewährleistet werde.

Trump sagte unter "USA! USA"-Sprechchören: "Wenn sie unsere Dollar wollen, und wir geben ihnen Milliarden davon, dann müssen sie Leute wie Hayden und viele andere tolle junge und alte Leute zu Wort kommen lassen" - und drängte Williams, die Hochschule zu verklagen. Zu Einzelheiten des Dekrets hat der Präsident nach Berichten von "New York Times" und "Washington Post" bisher keine Angaben gemacht.

Zachary Greenberg, der nach Aussagen seiner Anwältin derzeit nicht an der Uni Berkeley studiere und sich am Tag des Vorfalls auf dem Campus aufgehalten habe, um die Bibliothek zu benutzen, muss sich vor Gericht wegen dreier Straftaten und einer Ordnungswidrigkeit verantworten. Er plädierte auf "nicht schuldig", wie mehrere US-Medien berichteten. Das Verfahren ist nicht abgeschlossen.

spiegel


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